Kirchenjahr
Gedenktage im Kirchenjahr

 


Evangelist Markus

 

 
Der Evangelist Markus hat wahrscheinlich den Herrn nicht selber gekannt. Nach der Überlieferung ist Petrus sein geistlicher Vater gewesen. Eine Zeitlang war er auch mit Paulus zusammen, er begleitete ihn auf seiner ersten Missionsreise (Apg. 12, 25), verließ ihn aber bald wieder (Apg. 13, 13); deshalb lehnte es der Apostel später ab, ihn noch einmal auf eine Reise mitzunehmen, und geriet seinetwegen mit Barnabas scharf aneinander [Epistellesung]. Auf die Bitte der Gemeinde zu Rom soll er sein Evangelium niedergeschrieben haben. Er schrieb es nach den Erzählungen seines geistlichen Vaters Petrus auf, in gedrängter Kürze. Weil Christus in seinem Evangelium als der Herr über die Geister dargestellt ist, darum ist das Symbol des Evangelisten Markus das Löwenangesicht, das die Gewalt und Majestät des größten Herrn verkörpert.
 
Spieker, S. 326

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Augsburgische Konfession

 

 
Das erste gemeinsame evangelische Bekenntnis wurde am 25. Juni 1530 zu Augsburg vor Kaiser und Reich in deutscher Sprache verlesen. Bei der Abfassung des Bekenntnisses hat Melanchthon danach gestrebt, das "Ja" vor das "Nein" zu stellen, die Grundanliegen des christlichen Glaubens nach der Heiligen Schrift herauszuarbeiten, das Gesamtkirchliche des evangelischen Glaubens zu betonen und den Evangelischen das Lebensrecht in der Gesamtkirche zu erhalten. Dieses Ziel wurde bei der unversöhnlichen Haltung der Gegner nicht erreicht, aber dieses Streben in Anlage und Abfassung gibt der Confessio Augustana jene ökumenische Weite, die sie hoch über rein zeitgebundene Bekenntnisse heraushebt.
 
Spieker S. 329

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Märtyrer Laurentius

 

 
Laurentius ist nicht einfach ein Christ, der für seinen Glauben grausame Todesqualen leidet, vielmehr ist er ein solcher, an dem das Wort des Apostels eine eigenartige Umkehrung erfährt: 'und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.' Denn wenn der Apostel zwei Werke nennt, die ohne Liebe nichts sind: hier sehen wir umgekehrt diese beiden Werke aus christlicher Nächstenliebe hervorgehen; denn hier läßt einer seinen Leib brennen, er ist zum Feuertod verurteilt, weil er die Kirchenschätze an die Armen hingegeben hat und es nun wagt, die Armen selbst als die Reichtümer der Kirche dem Präfekten der Stadt vorzuführen. Wir schauen in seinem Bilde das Wesen christlicher Barmherzigkeit, hilfsbereiter Diakonie, wie sie dort lebendig ist, wo die Glieder der Kirche sich verzehren lassen von der Glut einer Liebe, die ganz Dienst und Opfer ist.
 
Spieker [5], S. 347

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Enthauptung Johannes des Täufers

 

 
»Das Andenken des Gerechten wird gefeiert in Lobliedern / dir aber, Vorläufer, wird das Zeugnis des Herrn genügen / denn du hast dich in Wahrheit erwiesen als der ehrwürdigste der Propheten / da du gewürdigt wurdest zu taufen in den Wellen, den du verkündigt hast. / Deshalb hast du, nachdem du für die Wahrheit gelitten / mit Freuden den im Hades Weilenden den Fleisch gewordenen Gott verkündigt / der hinwegnimmt die Sünde der Welt und uns große Gnade verleiht / wir preisen dich hoch, Täufer des Erlösers, Johannes / und wir verehren alle deine Enthauptung«
[Hymnus der orthodoxen Kirche]
 
Spieker [5] S. 349 f.

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Evangelist Lukas

 

 
In seinem Evangelium zeigt uns Lukas den Herm als den Heiland der Sünder, ohne ihn hätten wir nicht »das Evangelium im Evangelium«: das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luk.15). Lukas hat von vornherein als der Begleiter des Völkerapostels den Blick über das Volk Israel hinaus auf die ganze Welt gerichtet. Der Heiland der Sünder ist der Heiland der Welt. Das beweist der Stammbaum im Lukasevangelium [Luk. 3), den der Evangelist bis auf Adam zurückführt. Wir verdanken Lukas die Geburts- und Vorgeburtsgeschichten des Herrn, aber auch die ausführlichste Form der Bußpredigt des Täufers; denn der Weg zur Gnade geht nur durch das »Gott sei mir Sünder gnädig« des Zöllners im Gleichnis, das auch nur von Lukas berichtet wird (Lukas 18, 13). Lukas ist Reisebegleiter des Paulus. Die »Wir-Stücke« aus der Apostelgeschichte zeigen uns, daß er die großen Taten, die Gott durch seinen größten Apostel wirkte, in unmittelbarer Nähe erlebt hat. Sein Verhältnis zu dem Apostel hat keinerlei Trübung erfahren wie das des Markus; Paulus nennt ihn »den Geliebten« (Kol. 4,14). Auch während der Gefangenschaft war er bei Paulus (2.Tim. 4,10).
 
Spieker [5], S. 352 f.

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Gedenktag der Reformation

 

 
Zwei Dinge sind uns am Gedenktag des Thesenanschlags - auch heute, nach dem 2. Vatikanischen Konzil - von bleibender Bedeutung. Einmal, daß die Kirche der Reformation ihren Ausgang nimmt bei demselben Bußruf, der am Anfang der Predigt des Täufers und der Predigt Christi steht: »Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen (Matth. 4, 17), hat Er gewollt, daß alles Leben der Gläubigen Buße sein soll« (1. These). Deshalb hat jede Kirche, die sich auf das Evangelium von Jesus, dem Christus, beruft, ihren evangelischen Charakter daran zu erweisen, daß sie sich von der Stimme Christi in die aufrichtige und vollkommene Umkehr zu Gott und in die echte Nachfolge Christi rufen läßt.
So werden wir Evangelischen, nach dem Bußbekenntnis des Papstes, nicht anstehen zu bekennen, was wir der römischen Kirche gegenüber durch Unkenntnis, Vorurteile und Lieblosigkeit versäumt und gefehlt haben. Wir werden uns um eine gerechtere und verständnisvollere Beurteilung der römischen Kirche - und der anderen Kirchen - bemühen. Dann werden wir erkennen, in wie vielen Dingen des Glaubens, des Gebets, des Gottesdienstes, des Liebeswerks, des christlichen Handelns in der Welt wir zusammengehören.
Sodann: aus den Thesen, welche lediglich den Mißbrauch und die Mißdeutung des kirchlichen Ablasses zum Anlaß hatten, geht deutlich hervor, daß Luthers Tat nicht auf Kirchenspaltung ausging, sondern auf den Dienst an der Wahrheit, zu dem er sich kraft seines Amtes als Doktor der Theologie der gesamten Kirche gegenüber berufen wußte: »Liebe zur Wahrheit und der Wunsch, sie an den Tag zu bringen, sind die Gründe, daß über die nachstehenden Sätze eine Disputation in Wittenberg in Aussicht genommen ist« (Vorspruch zu den Thesen). Deshalb hat in allen christlichen Kirchen der Anspruch der göttlichen Wahrheit obenan zu stehen, und in allen Konfessionen ist um dies Eine zu ringen, daß die Stimme der Wahrheit, d. i. Christus selbst, wirklich gehört werde. Das ist der Weg zur christlichen Einheit, den Christus selbst Seiner Kirche gewiesen hat: »Sie werden Meine Stimme hören, und wird  e i n e  Herde und  e i n  Hirte werden« (Joh. 10, 16).
 
Spieker [5], S. 355 f.

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Gedenktag der Heiligen

 

 
»Als weiße Rose um mich her gebreitet
gab sich die heilge Kriegerschar zu kennen,
die Christus durch Sein Blut sich angetraut.«
Paradies, 31. Gesang

So schaut Dante die unübersehbare Schar der Erlösten. Er sieht nicht nur die großen Lichter der Kirche: Kirchenlehrer, Ordensgründer, Mystiker, deren Namen in das Buch der Geschichte eingetragen sind, sondern auch die Menge der Namenlosen, die auf Erden Christi Joch getragen haben und ihm in Demut und Liebe nachgefolgt sind. Uns Evangelischen tut es gut, wenn uns der Blick aufgetan wird in die unermeßlichen Weiten der ewigen Welt Gottes und wir ahnen dürfen, wohin die gekommen sind, die uns vorangingen. Das Gedächtnis der Heiligen - unsern Vätern in der Reformationszeit noch gegenwärtig, siehe Augustana und Apologie Art. XXI - gemahnt uns an die große Schar derer, die von Gott geheiligt sind, auch wenn sie Sünder waren, Menschen, an denen die Gnade große Dinge getan hat, solche, denen Er Gaben geschenkt hat, daß sie ihn durch Wort und Ton, durch Werke der Barmherzigkeit und tätigen Liebe verherrlicht haben. Wir Lebenden bedürfen der Vorbilder, die uns stärker als Worte darin ermutigen, Christus nachzufolgen auf der Straße des Glaubens und Gehorsams, die uns in der Gewißheit bestärken, daß es nicht vergeblich ist, das Leben für die unsichtbaren Güter der himmlischen Welt einzusetzen.
 
Spieker [5], S. 358

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Bittag um Segen der Arbeit

 

 
Unser Herr und Meister stellt uns vor Augen, daß Gott uns Seine Gaben anvertraut hat, daß wir mit ihnen arbeiten sollen; der Mißtrauische und Faule, der sein Talent in die Erde vergräbt, hat nicht begriffen, was Gott von ihm erwartet (Matth. 25, 14-30). Darum ermahnt der Apostel die neu bekehrten Heiden, daß sie ihre Ehre darein setzen, das Eigene zu schaffen und mit ihren Händen zu arbeiten, damit sie achtbar vor der Welt stehen und ihre Unabhängigkeit bewahren (1. Thess. 4, 11-12).
Aber die Heilige Schrift verbirgt uns auch nicht, daß über dem Acker des Irdischen ein Fluch liegt, so daß der Mensch sich »mit Kummer darauf nähren soll sein Leben lang«, von sich selber trägt der irdische Acker Dornen und Disteln, darum kann der Mensch nur »im Schweiße seines Angesichts« sein Brot darauf finden, bis seine Erdenmühe damit endet, daß er selber wieder »zur Erde« wird (1. Mos. 3, 17-19). Keine Verklärung menschlicher Arbeit kann darüber hinwegtäuschen, daß die Arbeit das harte, kantige Kreuz ist, das uns Menschen auf die Schulter gelegt ist und das mit seinen Kanten einschneidet und drückt. Darum läßt uns die Heilige Schrift nicht nur ausschauen nach der Erlösung von der irdischen Arbeitsmühe und nach der Ruhe des Volkes Gottes, sondern läßt uns, die wir für unser irdisches Volk zu arbeiten haben, auf Christus schauen, daß Er unser Erdenwerk erlöse von dem Fluch, damit es durch Ihn geheiligt und gewandelt werde zu einem Dankopfer an unsern Schöpfer und einem Liebesdienst an unserm Nächsten. Solches bitten wir in jedem Tischgebet, mit dem wir den Herrn Jesus zu uns zu Gaste einladen.
 
Spieker [5], S. 362


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 04-11-21
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